Biotopverbund – Stand der Planungen im Bodenseekreis
Vortrag von Thomas Ueber (LEV)
Der Biotopverbund ist ein wichtiges Konzept, um Lebensräume von Pflanzen und Tieren zu schützen und miteinander zu vernetzen. Ziel ist es, eine durchgängige Landschaft zu schaffen, in der sich Tiere ungehindert bewegen und Pflanzenarten ausbreiten können. Im Bodenseekreis laufen derzeit umfangreiche Planungen, um einen solchen Biotopverbund auf regionaler Ebene zu fördern.
Die Arbeiten orientieren sich an den gesetzlichen Vorgaben, insbesondere dem Bundesnaturschutzgesetz, das bis 2030 einen Biotopverbund von mindestens 15 % der Landesfläche fordert. Dabei werden bestehende Schutzgebiete, wie Naturschutzflächen oder Landschaftsschutzgebiete, miteinander verbunden und durch zusätzliche Maßnahmen wie Heckenpflanzungen, Blühflächen oder Gewässerrenaturierungen ergänzt.
Der Bodenseekreis arbeitet eng mit Gemeinden, Landwirten, Naturschutzverbänden und Bürgern zusammen, um praxistaugliche Lösungen zu entwickeln. Aktuelle Karten und Analysen helfen, potenzielle Korridore zu identifizieren, die besonders wertvoll für die Vernetzung sind. Erste Pilotprojekte sind bereits in der Umsetzung, um wertvolle Erkenntnisse für die weitere Planung zu gewinnen.
Ein funktionierender Biotopverbund trägt nicht nur zum Erhalt der Artenvielfalt bei, sondern stärkt auch die Widerstandsfähigkeit der Natur gegenüber dem Klimawandel. Die Beteiligung der Bevölkerung bleibt ein zentraler Baustein für den Erfolg dieses langfristigen Projekts.
Thomas Ueber, Mitarbeiter im Landschaftserhaltungsverband (LEV) des Bodenseekreises ist Biotopverbundbotschafter und wird den aktuellen Stand der Planungen, sowie ausgewählte Projekte vorstellen.
Wie immer bei unseren Vorträgen wird dem persönlichen Austausch und der Diskussion mit den Referenten ausreichend Raum gegeben.
Der Vortragsabend gehört zur Veranstaltungsreihe Uhldingen-Mühlhofen I nachhaltig & klimaneutral. Unter diesem Motto organisiert der Arbeitskreis Energie und Umwelt der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen eine Veranstaltungsreihe für alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde, sowie Interessierten. Die Veranstaltungen finden jeweils am 1. Dienstag eines Monats in der Alten Fabrik in Mühlhofen statt. Einlass 19:00 Uhr, Beginn der Veranstaltung 19:30 Uhr.
Exkursion zum Biotopverbund im Bereich Hallendorf
... immer an der Aach lang!

Das war am Sonntag, den 26. Januar 2025
Gestartet sind wir an der Schwimmhalle Mühlhofen
Ein Tag nach der Exkursion zur Birnau ging es nach Mühlhofen und später nach Hallendorf. Auch bei diesem Spaziergang hat das Wetter herrlich mitgespielt. Viel Sonne gab es und ebenfalls, wenn auch nicht mit so großer Bühne wie am Vortag, Bergsicht. Es gab auch viel zu sehen und zu hören. Es wurden die Biotope Ganswinkel und Binzenbach besprochen, mögliche Vernetzungskorridore zwischen den Biotopen gezeigt und über die Planungen zum Biotopverbund berichtet.
Ein rundherum gelungener Nachmittag.
Exkursion zum Biotopverbund im Bereich Birnau
... wie war`s?

Es war am Samstag, den 25. Januar 2025 von 14:00h bis 16:30h
von Seefelden bis zum Oberhof bei der Birnau.
Es war einfach nur GUT!
Das Wetter war grandios, Frühling mitten im Winter, beste Bergsicht und, was ganz selten nur zu sehen ist, ein spiegelglatter Bodensee. Es hatte sich eine Gruppe von 16 interessierte Bürgerinnen und Bürger, sowie Kinder und Hund zur Exkursion eingefunden. Es wurde viel diskutiert, angeschaut und herumspaziert, vom Naturschutzgebiet an der Seefelder-Aach aus bis zum Oberhof hinter der Birnau. Es wurden die Möglichkeiten für Elemente des Biotopverbunds gezeigt und beurteilt. Die Teilnehmer haben jetzt ein Bild, wie es aussehen könnte. Jetzt gilt es abzuwarten, was uns die Planung davon anbieten wird.
Biotope in Uhldingen

Bei Biotopen unterscheiden die Fachbehörden, das sind das LRA (Landratsamt) und die LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg), zwischen solchen, die in der offenen Landschaft liegen, und denen im Wald. Sinngemäß spricht man vom "Offenlandbiotop" (in der Karte rot) oder "Waldbiotop" (in der Karte grün).
Die Offenlandbiotope sind in den meisten Fällen nicht sehr groß. Häufig handelt es sich um Randstreifen entlang von Gräben, Bächen oder Geländekanten. Vom Biotoptyp her sind es bei uns häufig "Altarme von Gewässern", "Feldgehölze" oder "Trockenrasen". Bei den Waldbiotopen sind es häufig "Bruchwälder", "Auwälder" oder "Toteislöcher".
Zählt man die Biotope, so kommt man auf deutlich über 100 bezogen auf Uhldingen und Umgebung. Das klingt nach vielen. In der politischen Diskussion wird dann auch gerne auf die große Menge verwiesen und damit suggeriert, man hätte ja schon viel für den Naturschutz getan. Betrachtet man dagegen die Fläche, die sie einnehmen, so ist diese doch sehr bescheiden.
Ein Potential für Artenvielfalt steckt auch in privaten Grundstücken und Gärten. Sie sind zwar meist nur klein, trotzdem können sie für Pflanzen und Tiere wertvoller Lebensraum sein, z.B. für Wildbienen und Schmetterlinge. Was man mit Gärten so alles anstellen kann, um sie für Wildtiere und damit auch für sich selbst attraktiv zu gestalten, können Sie bei unserem "Tag der offenen Gärten" erfahren und erforschen. Diesen Tag bieten wir in Uhldingen alle zwei Jahre an.
Seit 1990 kümmern wir uns beim BUND-Uhldingen um eine Handvoll Biotope, indem wir sie naturgemäß pflegen. Ziel dabei ist es, dass sie bleiben, wie sie sind, z.B. eine Streuwiese soll Streuwiese bleiben und nicht durch Sukzession zum Bruchwald werden.
Der Biotop "Ganswinkel"
Biotoptyp: Altgewässer/ Auwald
Geografische Lage
Der Biotop Ganswinkel liegt zwischen Hallenbad und Bauernhof Löhle nahe der Seefelder-Aach.
Der Biotop Ganswinkel beim Interreg-Projekt "Kleingewässer"
Die im Jahr 2017 geplante Aktion, die Altgewässer der Seefelder Aach im Gewann Ganswinkel in Mühlhofen zu reaktivieren, ist im September 2018 umgesetzt worden. Mit einem Bagger wurden 2 der 3 Altgewässer von Schlamm, Laub und Müll befreit.
Die gesamte Aktion wurde im Rahmen des InterReg-Projekts „Kleingewässer für die Bodenseeregion“ abgewickelt, das der BUND in Koordination mit der Bodenseestiftung durchführt hat.
Unser Ziel bei dieser Aktion ist es, die Altgewässer zu erhalten. Sie drohen vollständig zu verlanden. Damit wollen wir den Amphibien wieder bessere Lebensbedingungen bieten. Gleichzeitig profitiert die Insektenwelt und hier speziell die Libellen davon, und wenn es den Insekten gut geht, dann geht es auch den Amphibien gut und auch den Vögeln.
Einen Tag später, nach dem Baggern!
Der Biotop am "Oberhof"
Biotoptyp: Moore, Sümpfe, Röhrichtbestände, Riede, Gewässervegetation
Merkmale
Der Biotop ist ein Weiher, umgeben mit Feldgehölzen und Röhricht. Allerdings versiegt das Wasser bei längeren Trockenzeiten z.B. im Herbst 2018. Amphibien können sich auf solche wechselnassen Gebiete einstellen, Fische naturgemäß nicht. Deshalb gilt dieser Biotop als idealer Lebensraum für Amphibien, die Fischgewässer meiden. Konkret ist er eine der Laubfroschhochburgen auf dem Gemeindegebiet. Vom Laubfrosch wissen wir, dass er zwischen mehreren, geeigneten Lebensräumen hin- und herwandert. Für ihn ist es wichtig, im näheren Umkreis mehrere Anlaufpunkte mit Laubfroschvorkommen zu haben. Uns bekannte Orte sind das Naturschutzgebiet Seefelder Aach, der Kaltbrunnweiher, der Olsenweiher, der Killenweiher und der Markgräfinnen Weiher, um einige zu nennen.
Unterstützen wir ihn, denn es wäre doch schade um diesen Schönling unter den Fröschen.
Neben den Laubfröschen sind noch die Zwergtaucher erwähnenswerte Bewohner dieses Biotops, die allerdings nur vor Ort sind, wenn genügend Wasser da ist. Dieser kleine, durch die aufgestellten Schwanzfedern lustig aussehende Geselle brütet dann dort. Man kann ihn beim Spaziergang vom Waldrand her an seinem hellen, fast schrillen Schnattern gut hören.
Zustand und Pflege
Der Biotop Oberhof leidet unter der Kanadischen-Goldrute. Sie konnte aber durch unsere bisherigen Pflegeeinsätze zurückgedrängt werden. Das Biotop wird aber weiterhin regelmäßig besucht. Tritt die Goldrute wieder in Erscheinung, schreitet unser Pflegeteam zur Tat.
Der Biotop "Hinter-Torpen"
Biotoptyp: Trockenrasen
Geografische Lage
Der Biotop Hinter-Torpen liegt am Rand des Banzenreuther-Waldes zwischen Verkehrsübungsplatz und Affenberg.
Merkmale
Im Gewann Hinter-Torpen befindet sich unser einziger, noch verbliebener Trockenrasen auf unserem Gemeindegebiet. Schauen wir über die Ortsgrenzen hinaus so finden wir ähnliche Biotoptypen in Richtung Tüfingen. Es ist demnach anzunehmen, dass die Struktur der Böden (sandig, wasserdurchlässig) zwischen Mühlhofen und Tüfingen ähnlich ist d.h. Trockenrasen hervorbringt. Kennzeichnend für diesen Biotoptyp sind Artenreichtum und Übersichtlichkeit. Die Übersichtlichkeit ergibt sich aus dem trockenen, mageren Untergrund, der keine üppige, hochwachsende Vegetation aufkommen lässt. Die dadurch entstehenden, lichtoffenen Stellen am Boden erlauben es vielen auf Trockenböden spezialisierte Pflanzen sich anzusiedeln. Wo viele verschiedene Pflanzen wachsen werden auch viele verschiedene Tiere angelockt, vor allem Insekten.
Fazit: Hier blüht es, summt es und brummt es!
Typische Pflanzen dieses Biotoptyps sind das Sonnenröschen, der Hauhechel und der Feldthymian. Ein besonders zierlicher Vertreter dieser Pflanzengesellschaft ist der Hügel Meier (siehe Bild). Am Waldsaum kommen noch Orchideen wie z.B. die Breitblättrige Sumpfwurz und das Weiße Waldvöglein hinzu.

Zustand und Pflege

Dieser Wiesenstreifen ist stark in Bedrängnis, einmal von einem angrenzenden Acker, zum anderen durch Neophyten wie die Kanadische Goldrute. Der Einfluss der landwirtschaftlichen Nutzung ist schwer abzuschätzen. Änderungen der Pflanzengesellschaften sind möglicherweise ein Indiz. So sind z.B. in den letzten 20 Jahren empfindliche Arten wie der Kreuzenzian und die Weiße Sommerwurz verschwunden. Um dem Einfluss der Landwirtschaft entgegenzuwirken wurde der Wiesenstreifen um 5m verbreitert. Um die Goldruten kümmern sich Mitglieder des BUND und ein Uhldinger Schäfer mit seiner Herde.
Der Biotop "Hintere Stockfelder"
Biotoptyp: Seggen- und binsenreiche Nasswiesen.
Geografische Lage
Der Biotop "Hintere Stockfelder" liegt im Norden der Bergstraße in Unteruhldingen. Er zieht sich entlang des Feld-/ Waldweges, der unter die B31 hindurch zum Wasserbehälter am Roggersberg, Stichwort "Waldkindergarten" führt, bleibt aber südlich der B31.
Merkmale
Er strukturiert sich in drei Parzellen mit unterschiedlicher Ausprägung. Die Parzelle nahe der B31 ist als Feuchtbiotop angelegt. Es handelt sich hierbei um eine Ausgleichsmaßnahme, erkennbar an einer Vertiefung, die sich mit Wasser füllen soll, aber ausgetrocknet ist (der Abwasserkanal vom Rastplatz führt durch das Biotop). Zum Süden hin folgt eine Wiesenfläche mit Walnussbestand, die anschließend zum Süden hin in eine Hochstaudenflur übergeht.
Zustand und Pflege
Die Pflege des Gebietes hat unsere BUND-Gruppe 1991 angetreten. Damals war das Gebiet noch wesentlich feuchter und dicht mit Schilf bewachsen. In den Jahren bis heute haben sich die Pflanzenbestände sukzessiv verändert, das Schilf ist verschwunden, wurde von Hochstauden, die mit vielen Neophyten durchsetzt waren, abgelöst, um sich heute in eine stabile Brennnesselflur zu etablieren. Die Neophyten sind weitgehend verdrängt worden. Diese offene Hochstaudenflur konnte durch unsere Pflegeinsätze frei gehalten werden.
Das Pflegeziel, das hinter unseren Bemühungen steht ist es, Vögeln, insbesondere heckenbrütenden Arten, einen Lebensraum anzubieten. Dazu gehören die Hochstauden als Futterquellen, die Bäume und Sträucher an den Rändern als Nist- und Versteckplätze. Die rege Geschäftigkeit vieler hier lebender Vögel zeugt von der Qualität dieses Lebensraumes.